Sonntag, 25. November 2012

Mal hier mal da


Hallo ihr Lieben,
nach langer Zeit versuche ich noch mal einen Blog zu verfassen. Wird bestimmt nicht der Ausführlichste, aber wir haben im letzten Monat einige tolle Sachen gemacht, da gibt’s schon was zu erzählen.
Nach ein bisschen Gewöhnungszeit kommen wir sechs mittlerweile richtig gut miteinander klar. So viel Spaß wie mit den Mädels hier hatte ich selten und wir leben hier frei nach dem Motto „Young and Wild and Free“. Leider gehen im Dezember drei schon wieder. Sina werden wir aber weiterhin noch sehen, weil sie nur das Projekt wechselt und noch für drei Monate in einem 30km entfernten Ort ist. Der Nachteil bei sechs Leuten ist, dass bei Trips immer einer zu Hause bleiben muss, aber da ich das Auto ja bezahlt habe (bzw. erst mal mein lieber Papa) bin das schon mal nicht ich :)

Vor drei Wochen waren wir zum ersten Mal in den Drakensbergen ein bisschen wandern. Am ersten Tag wurden wir leider auf dem Gipfel von einem Gewitter überrascht, aber am zweiten Tag hatten wir echt gutes Wetter und haben uns natürlich erst Mal den Sonnenbrand unseres Lebens geholt. Ich muss sagen, dass ich mir von den Drakensbergen mehr erwartet habe, weil die hier als total toll etc. angepriesen werden. Vielleicht lag es daran, dass wir keine Passtour gemacht haben, weil es uns zu teuer war und deswegen nicht ganz hoch sind.



Ein Wochenende später war hier Christmas Party, die leider ein bisschen lahm war. Es gab einen Gottesdienst, der nicht so spannend gestaltet wurde. Danach sind wir wieder ins Heim und haben gemeinsam gegessen. Aber es gab gar kein Programm, dass man zusammen spielt oder singt oder irgendwas. Das Highlight waren eigentlich die sieben verkleideten Weihnachtsmänner, die auf einem Feuerwehrwagen eingefahren wurden. Und natürlich die vielen glücklichen Gesichter, als Geschenke ausgepackt wurden. Weihnachtsstimmung kam bei uns aber trotzdem gar nicht auf. Abgesehen davon, dass es erst Anfang November war, ist es doch schon sehr komisch, bei 30° Weihnachtsbäume zu schmücken und Geschenke auszupacken.

Traditioneller Zulu-Tanz in einer Schule

Letztes Wochenende haben wir uns noch drei zusätzliche Tage frei genommen und waren im Hluhluwe-Park und haben unsere erste Safari gemacht. Um 4:30 Uhr (!) sind wir aufgestanden und knapp neun Stunden durch den Park gefahren, immer auf der Suche nach Tieren. Wir haben Nashörner gesehen, Büffel, diverse Böcke, Affen, Warzenschweine (sehen echt aus wie Pumba), Giraffen und Zebras. Zebras ohne Ende. Irgendwann war´s nur noch: Oh ein Zebra, fahr mal weiter... Leider haben wir Löwen und Elefanten verpasst, wobei Löwen wohl selten zu sichten sind. Einen Elefanten hab ich entdeckt, aber der war sehr weit weg.
 













Nach Hluhluwe sind wir weiter nach St. Lucia, einem Strandort, wo es die bekannten Estuaries gibt. Das sind Salwasser-Mündungen, die vom Meer abgehen, die sehr gefährlich sind, weil dort Hippos, Krokodile und Haie leben. Uns wurde von mehreren Seiten eine Bootstour empfohlen, um diese sehen. Also sind wir zwei Stunden mit ungefähr 50 Rentnern da rum geschippert und haben gefühlte 2000 Hippos gesehen. Da war´s dann irgendwann auch wie mit den Zebras. Aber wir hatten eigentlich schon Glück, weil wir eine Gruppe voll in Aktion gesehen haben. Da hat wohl grad ein männliches Hippo um ein Weibchen geworben aber die hatte ganz offensichtlich keine Lust auf den und dann ging´s ein bisschen Rund :) Aber für 17 € hat sich der ganze Spaß leider doch nicht gelohnt.



Dafür haben Sarah und ich zwei Tage später noch eine Kayak-Tour gemacht. Ist schon unheimlich, wenn man weiß, was in dem braunen Wasser unter einem so alles lebt und man da nur mit so einem kleinen Bötchen durch fährt. Aber praktischerweise hat der Barkeeper vom Hostel bei dem Tour-Anbieter gearbeitet und hat uns einen kleinen Freundschaftspreis gemacht. Diesmal haben wir nicht so viele Hippos gesehen und zu erst auch keine Krokodile, weil der Wasserstand wohl zu hoch war. Aber später sind wir an einer Sandbank vorbei, wo zwei gelegen haben. Wir haben uns dann mit Sicherheitsabstand auf Beobachtungsposten begeben. Nach einer Weile haben dann die anderen zwei Kayaks den Rückwärtsgang eingelegt, aber mein Guide wollte lieber vorne rum eine kleine Kurve drehen. Als wir auf Höhe der Krokodile waren, hat sich das größere dann erstaunlich flink in unsere Richtung ins Wasser bewegt. Das war jetzt nicht knapp oder so, aber hui – da hab ich mich schon kurz erschrocken. Haie haben wir leider keine gesehen, aber die sieht man wohl auch nur sehr sehr selten. 


Zusammengefasst kann ich sagen, dass es mir hier momentan einfach echt gut geht und ich es sehr genieße, dass ich mir um nichts Gedanken oder Stress machen muss. Der Job ist echt easy, es macht total Spaß mit den Kiddis zu sein und ich lerne hier einfach tolle Leute kennen.
Ich wünsche euch alles Gute und grüße euch aus Afrika!!!
Nora



Montag, 15. Oktober 2012

Alles anders

Sawubona ihr Lieben,
die letzten Wochen war hier viel los – oder auch gar nichts.
Mittlerweile sind wir sechs Freiwillige, innerhalb von zwei Wochen sind noch Sarah, Anka und Sina dazugekommen.
Bei mir hat sich unterbewusst ziemlich viel Unzufriedenheit breitgemacht, irgendwie ist jeder Tag wie der letzte und der folgende verlaufen. Mir hat die Arbeit hier nicht wirklich Spaß gemacht und die Motivation, sich zum Lernen mit den Kindern aufzuraffen, hat immer weiter abgenommen.
Zunächst hab ich meinen Weg aus der Unzufriedenheit heraus in einem Autokauf gesehen. Die Aussicht auf komplette Mobilität und freies Reisen an den Wochenenden hat uns dazu bewegt, uns einen kleinen (leider) schwarzen Opel Corsa zu kaufen: sein Name ist Hugo und er macht sich gut bei uns in der eigentlich leeren Garage. Aber da sollte er nicht länger bleiben.

Vor zwei Wochen haben Sarah, Franzi und ich uns zu einem Trip nach Potchefstroom aufgemacht. Dort leben ca. 25 deutsche Freiwillige, die alle über die gleiche Organisation wie ich nach Südafrika gegangen sind und von denen ich einige schon mehr oder weniger gut vom Vorbereitungsseminar kannte.
Wir hatten dort eine echt entspannte Zeit, hatten tolles Wetter, viele Möglichkeiten zum Aus- und Weggehen, zum abendlichen Billiard und Kicker zocken. Gleichzeitig war in der Stadt noch ein afrikaanses Festival, was uns die weiße Kultur Afrikas noch mal mehr verdeutlicht hat. Um ehrlich zu sein, bekommen wir von der hier in Greytown eher weniger mit, worüber ich nicht unbedingt unglücklich bin. In manchen Teilen Potchs hab ich mich gefühlt wie in Amerika, was mich doch ein bisschen überrascht hat. Natürlich war mir klar, dass die afrikaanse Kultur (sehr) westlich ist, und die Mall-Kultur hab ich auch schon kennen gelernt (Ich bin kein Fan) aber diese Highschool, Sunnyboy, Protz Atmosphäre hat mich teilweise echt angewidert. Vor allem wenn man mitbekommt, wie herablassend und nebensächlich teilweise mit den Schwarzen umgegangen wird. Da muss man sich immer wieder von Augen führen, wer hier eigentlich zu erst da war...
Wir haben uns jeden Falls viele schöne mehr oder weniger afrikanische Sachen kaufen können und jedes Mal wenn ich um 50 Eurocents gefeilscht habe, hatte ich ein schlechtes Gewissen. Aber das gehört halt auch hier dazu.
Nachdem ich nun von den ganzen anderen Leuten von ihren Projekten gehört habe, hat sich bei mir ziemlich große Frustration breit gemacht. Zwischendurch wollte ich am liebsten in Potch bleiben und einfach nicht zurück nach Greytown. Natürlich sind auch nicht alle anderen Projekte perfekt und einige haben auch ihre Probleme, aber was für mich bei allen gleich klang war: Abwechslung und Herausforderung in der Arbeit. Beides hatten wir nicht.
Mein größtes Problem war einfach, dass unsere einzige Aufgabe darin bestand, mit einzelnen Kindern zu lernen, und das jeden Tag und so keine Zeit hatten auch mal Spiele mit den Kindern zu spielen oder irgendwelche Aktivitäten zu machen (außer in den Ferien, aber die sind ja nun mal nicht so häufig und die können wir gut nutzen, um zu reisen). Und so hatten wir auch kaum Möglichkeiten eine persönliche Bindung zu den Kiddis aufzubauen. Wir sind zwar in den verschiedenen Häusern aber immer nur 1 bis 1.5 Stunden am Tag, weil wir nach dem Abendessen wieder Study haben. Zwar versteht man sich in der kurzen Zeit immer mit ein paar Kindern besonders gut aber nach drei Tagen ist man wieder im nächsten Haus und man sieht die Kinder kaum mehr, vielleicht mal im Vorbeigehen auf dem Weg zum Study.

Also war unsere Herausforderung nun, Abwechslung in unsere Arbeit zu bringen. Sarah, Franzi und ich kamen also nach einer Woche zurück und haben den anderen erst mal verkündet, dass wir gerne was ändern wollen. Als nächstes mussten wir mit Pieter reden. Es kam mir schon ein bisschen komisch vor, ihm vorzuschlagen, einfach mal alles anders zu machen, aber er hat unsere Vorschläge gut gefunden und so konnten wir zwei Tage später mit unserem Programm anfangen.
Mit Hausmutter Isabel und Toddlers bei einem Ausflug
Nach wie vor machen wir eine Stunde am Tag Study mit den Toddlers. Aber das sehe ich auch als echt sinnvoll an, weil die einfach Spaß dran haben, die Zahlen und Buchstaben zu lernen und mit denen spielen wir ja auch immer mal wieder Spiele, kneten oder lesen vor. Und man merkt, wie sehr es die Kleinen genießen, eine „eigene Aunty“ zu haben, die für sie da ist. Mein kleiner Study-Junge freut sich immer riesig mich zu sehen, was einem schon das Herz erwärmen kann.
Danach haben wir 1.5 Stunden Activity-Hour, in der wir meistens mit zwei Gruppen Spiele spielen. Leider musste das bisher wegen schlechtem Wetter in die Hall verlegt werden, aber normalerweise können wir dann draußen einfach Gruppenspiele spielen. Aber es macht echt Spaß und man merkt auch, wie sehr die Kiddis da Spaß dran haben und wir bekommen endlich mehr Bezug zu ihnen. Ab dieser Woche werden Sarah und ich noch zwei Mal die Woche für eine dreiviertel Stunde Englischunterricht für die Kinder anbieten, die zusätzliche Hilfe brauchen.
 
Badespaß beim Ausflug
Danach machen wir auch kein Einzel-study mehr, sondern gehen in die Häuser, um dort zu helfen. Von 4 Uhr bis 5 Uhr werden nämlich in allen Häusern nach Grades sortiert mit der jeweiligen Hausmutter Hausaufgaben gemacht. Wir dachten uns, dass eine Gruppe von 15 Kindern mehr von uns hat, als zwei aufmüpfige Jungs, die es ein bisschen ausnutzen, dass sie extra Aufmerksamkeit bekommen. Meine Jungs waren da auch so ein Spezialfall, aber auch die anderen saßen oft einfach nur neben ihren zwei Kindern, denen sie helfen sollten, weil die das teilweise auch gut alleine hinbekommen haben. Jeder von uns hat jetzt ein Haus, in das er jeden Tag geht und lernt somit auch immer mit der selben Gruppe von Kindern, was auf jeden Fall guten Bezug herstellt. Teilweise ist es echt anstrengend, weil die Kiddis ganz oft gar nichts auf haben und die Hausmutter nicht sooo viel macht. Ich denk mir dann immer Aufgaben aus, was auch eigentlich echt gut klappt. Wenn ich sie mir ausdenke, machen sie sie total gerne und wollen immer mehr, was mich dann in ein kleines organisatorisches Problem bringt: ausdenken, erklären, korrigieren, noch mal erklären, noch mal ausdenken, korrigieren...Aber es macht Spaß und die Kiddis wollen was lernen.

Letzte Woche war ich mal wieder im Highschool Jungen Haus eingeteilt. Am zweiten Abend stand plötzlich ein Lehrer von einer Schule bei denen im Gemeinschaftsraum. Als ich gefragt habe, was der hier macht, hat Annah, die Hausmutter, mir erklärt, dass er selber im Kinderheim aufgewachsen ist und dass er mit den Jungs reden wird, weil die momentan einige Probleme machen. Er hat sich dann vor die Jungs gestellt, und ihnen fast eine halbe Stunde eine „Moralpredigt“ gehalten. Ich kann mir vorstellen, dass bei ein paar Jungs nichts davon angekommen ist, weil sie es eben als solche gesehen haben, aber ich glaube, bei ein paar ist etwas ins Rollen gekommen. Vor allem ging es darum, dass die Jungs mehr wie eine Familie handeln und sich gegenseitig und vor allem der Hausmutter gegenüber mehr Respekt schenken sollen. Auch wurde die Study-Time angesprochen, die die Jungs wohl überhaupt nicht nutzen. Ich hab mir dann gedacht, dass wir als Volunteers da eigentlich helfen sollten. Die älteren Jungs wurden bei unserem ganzen Lern-Hilfe-Programm irgendwie immer vollkommen außen vor gelassen. Uns wurde anfangs gesagt, Abends-Study ist nur mit den Highschool Mädels und erst nach Nachfrage durften auch ein paar Jungs dazu kommen. Aber auch nur 5, während die Mädels zu 10. auftauchen. Da wir das aber immer im Wechsel nur zu dritt machen und zwei von uns Abends immer frei haben, dachte ich mir, frage ich Annah mal, ob sie Hilfe für die Lernzeit mit den Jungs braucht. Vor allem hab ich an die Matricler gedacht, also die, die Ende dieses Jahres ihren Abschluss machen. Sie hat mir sofort einen Jungen genannt, der mit Mathe nicht klar kommt. Also hab ich mich gemeinsam mit ihm hingesetzt und er braucht echt einiges an Hilfe und schreibt schon in 3 Wochen seine Abschlussarbeit. Mich ärgert das total, weil ich schon relativ am Anfang meiner Zeit hier seinen Namen im Bezug auf spezielle Hilfe gehört habe. Aber René, die Frau vom Heimleiter, die hier fürs Study zuständig ist, hat gemeint, sie habe ihm angeboten, nachmittags in den Computer Raum zu kommen, um dort zu lernen. Sie hat da nachmittags immer eine Study-Gruppe von 1. und 2. Klässlern und gleichzeitig dürfen immer noch ca. zehn Kinder an den Computern Spiele spielen. Er hat das wohl abgelehnt, und deswegen meinte sie, er würde eh nur sagen, er braucht Hilfe, um extra Aufmerksamkeit zu bekommen. Aber René hat da nachmittags absolut gar keine Möglichkeit und Zeit, sich mit ihm hinzusetzen, um ihm zu helfen. Aber er braucht halt genau jemanden, der ihm gezielt hilft und mit ihm den Stoff durchgeht und ihm das alles erklärt. Und er will auch was lernen und sagt selber, er mag Mathe nicht, aber er ist bereit, jeden Tag so lange wie möglich mit mir zu lernen. Wir haben bisher jeden Tag jeder ca. sechs Kinder gehabt, mit denen wir einzeln gelernt haben und teilweise wurde das von den Kindern ausgenutzt und teilweise gar nicht gebraucht. Pieter meinte auch zu uns, dass es bei den Kleinen weniger ums Lernen geht, als darum, dass sich jemand gesondert mit ihnen beschäftigt. Alles schön und gut. Aber warum wurde mir zunächst verweigert, denjenigen zu helfen, die in ein paar Wochen die Schule abschließen und die Hilfe grade am meisten brauchen und sie vor allem dankend annehmen. Ich hab anfangs schon gefragt, ob wir dem Jungen nicht helfen sollen, dann meinte sie, nein, er würde das nicht zu schätzen wissen. Ich hab mich jetzt fast jeden Tag mit ihm getroffen und selbst an einem Sonntag hatte er kein Problem, drei Stunden zu lernen. Seine Hausmutter meinte zunächst, sie müsse René fragen, aber ich glaube, es macht in manchen Fällen Sinn, Eigeninitiative zu zeigen und einfach mal zu machen, was wir für sinnvoll und nötig halten und nicht, was die Heimleitung denkt.
Letztlich hab ich jetzt mehr Arbeit und gebe teilweise meine freie Zeit dafür her. Aber es macht Spaß und ich hab das Gefühl, dort grade wirklich gebraucht zu werden und dass meine Hilfe ankommt. Das Gefühl hat mir in den letzten Wochen hier definitiv gefehlt. Das Projekt baut einfach nicht auf Freiwillige auf, weil die immer in verschiedener Länge und Anzahl da sind und wir so nicht in geregelte Abläufe mit eingeplant werden können. Aber ich bin froh, dass wir einen Weg gefunden haben, uns in unseren Augen sinnvoll mit einzubringen und dass ich nun auch das Gefühl gefunden habe, Kontakt zu den Kindern zu haben, auf dem ich aufbauen kann. 

Bei einem Besuch einer Löwenfarm
Ein weiterer Punkt, der mich hier gestört hat, war, dass wir eigentlich überhaupt nicht aus dem Kinderheim raus kamen. Wir haben hier keine Möglichkeiten abends irgendwas zu machen, weil es einfach zu gefährlich ist und wir in die Taverns hier nicht gehen können. Greytown ist einfach eine Kleinstadt und so beschränkten sich unsere Ausflüge bisher aufs Einkaufen im Supermarkt und im Drugstore und aufs Laufen gehen im Park. Im Township waren wir bisher fast nie unterwegs.
Also hab ich mich entschieden, zwei Mal die Woche vormittags in einer Schule im Township arbeiten zu wollen. Wir haben vormittags ja immer frei und hängen hier eh meistens nur herum. Sarah fand die Idee auch gut und so sind wir letzte Woche mit dem Fahrer des Kinderheims durchs Township gefahren und haben in verschiedenen Schulen angefragt, ob sie Hilfe bräuchten.
Wir waren zunächst in zwei Vorschulen, die mit Unterrichten nichts am Hut zu haben schienen. Die Kinder saßen alle auf einem Haufen, mit sich selbst beschäftigt, die „Lehrerinnen“ daneben. In einer der beiden Schulen, waren die Kinder in zwei Gruppen aufgeteilt: Die eine sich selbst überlassen in einem kleinen Raum, die andere schlafend in einem anderen Raum; die Lehrerin hat sich auch eine kleine Schlafpause gegönnt. Ich glaube, irgendwann werden die beiden Gruppen einfach getauscht, bis alle nach Hause gehen. Beiden Schulen haben uns zwar angeboten, für ein Meeting mit den jeweiligen Schulleitern wieder zu kommen, aber wir hatten nicht das Gefühl, dass sie wirklich für uns etwas zu tun gehabt hätten, zudem wahrscheinlich niemand Rücksicht auf Englisch genommen hätte.
Manche mögen denken, das schreit ja nur danach, dass man da hin geht und versucht, mit den Kindern wirklich was zu machen, ihnen was beizubringen und sie sinnvoll zu beschäftigen. Aber wenn solche Hilfe nicht gewollt wird, sollte man das lieber lassen.
Also sind wir noch zu einer Primary School gefahren, also eine Schule für Klasse 1 bis 7. Der Schulleiter dort, hat uns direkt für den nächsten Tag eingeladen: Wir sollten beide in Grade 7 helfen, Sarah im Englisch- und ich im Matheunterricht.
Mein erster Tag dort lief wirklich gut und mir ist die südafrikanische Gelassenheit mehr den je verdeutlicht worden. Als ich dann bei dem mir zugeteilten Lehrer in der ersten Mathestunde war, hab ich natürlich meine Hilfe angeboten. Die sah dann so aus, dass ich Aufgaben an die Tafel schreiben und mal kurz alleine bleiben sollte, er komme gleich wieder. Bis zum Ende der Stunde ist er dann nicht wieder aufgetaucht und so hab ich meine erste Mathestunde alleine abgehalten. Das hat sich in der zweiten Stunde dann wiederholt, nur dass er am Ende der Stunde nicht wieder kam, und ich die Stunde alleine beendet und die Klasse dem nächsten Lehrer überlassen habe. Aber es hat alles geklappt, die Kinder haben sich super benommen, sie finden es glaube ich, ziemlich aufregend, dass eine Weiße sie nun unterrichtet.
Auf die Schule gehen nur schwarze Kinder und auch die Lehrer sind schwarz. An sich scheint die Schule gut organisiert und sie ist einem verhältnismäßig gutem Zustand. Aber wie gesagt, die Südafrikanische Gelassenheit wird einem direkt deutlich. Mit dem Beginn und Ende der Stunden wird es nicht so genau genommen. Eigentlich geht eine Stunde 60 Minuten, aber da werden schnell mal 90 Minuten draus und irgendwie taucht auch nie ein anderer Lehrer auf, der die Klasse übernehmen will. Grade 7 hat drei Klassen, die nicht jeweils einen Klassenraum zu haben scheinen. Aber irgendwie scheinen weder Schüler, noch Lehrer jedes Mal so wirklich zu wissen, in welchem Klassenraum jetzt welche Klasse welches Fach hat.
Mir macht es total Spaß dort zu sein und ich genieße die andere Art von Kontakt zu Kindern sehr. Die Arbeit im Kinderheim macht mit den Veränderungen nun zwar wesentlich mehr Spaß als zuvor, aber in die Arbeit in der Schule unterscheidet sich sehr und bringt noch Mal eine neue Herausforderung. Das unterrichten macht mir echt Spaß und scheinbar bekomme ich das mit der neuen autoritären Rolle auch ganz gut hin: nach 1.5 Stunden Mathe wollte eine Klasse letzte Woche gerne noch weitere 1.5 Stunden von mir alleine unterrichtet werden. Natürlich ist kein Lehrer aufgetaucht und hat sich gewundert, warum seine Klasse grade von jemand außer regulär unterrichtet wird...

Salakahle meine Freunde!!

Samstag, 1. September 2012

heiter bis wolkig

Mein Start in diese Woche war irgendwie alles andere als gut. Aileen und ich sind am Montag morgen um kurz vor 5 aufgestanden, um für eine Hausmutter einzuspringen, die eins der Mädchen nach Pietermaritzburg zum Arzt begleiten musste. Unsere Aufgabe war es, 16 Mädchen aus den Betten zu schmeißen, zu schauen, ob sie ihre Betten machen und ihnen Frühstück zu geben. Wir hatten leider nicht genug Milch für den Porridge, weswegen wir Wasser mit dazu gegeben haben. Als die Mädchen das raus gefunden haben, war´s vorbei. Sie waren der festen Überzeugung, Milch und Wasser könne man nicht mischen, das würden ihre zarten Magen nicht vertragen. Also ging eine endlose Diskussion los, die damit endete, dass der größte Teil den „ungenießbaren Porridge“ runter gewürgt hat und zwei auf der Benachrichtigungsliste für die Hausmutter gelandet sind, dass sie nicht aufgegessen haben. Sollte sie sich was ausdenken. Ich wusste nur, dass in diesem Haus besonders viel Wert darauf gelegt wird, dass jeder aufisst, weil Aunty Marie es nicht einsieht, dass Essen weggeschmissen wird. Die Mädchen haben die Wahl, ihr Essen stehen zu lassen oder es aufzuessen, wenn sie es angefangen haben. Ich finde das ziemlich vernünftig, weil die Portionen essbar sind, weder zu viel noch zu wenig und es trotzdem Häuser gibt, in denen der Mülleimer nach dem Abendessen zur Hälfte mit weggeworfenem Essen gefüllt ist. Manche Kinder picken da dreimal drin rum, oder essen nur das Fleisch und schmeißen den Rest weg, um sich dann am besten noch Toastbrot zu machen. Ich meinte mal zu Goodness, dass das Ironische ist, dass wir in Deutschland immer sagen „Denk an die Kinder in Afrika“, wenn man nicht aufisst. Tja, auch Kinder in Afrika können mal nicht aufessen wollen. Aber ich käme mir als Hausmutter ziemlich verarscht vor, wenn ich mich 3 Stunden in die Küche stelle, um für bis zu 30 Leute zu kochen und dann rennen die zum Mülleimer, weil Gemüse „ja so eklig ist“. Da scheinen sich echt alle einig zu sein: Gemüse isst man nicht! Manchmal frage ich mich, ob sie es wirklich nicht mögen oder ob man cool ist, wenn man kein Gemüse mag. 
Aufenthaltsraum im Haus der Highschool-Mädchen
 Naja, auf jeden Fall haben 16 Mädchen im Alter zwischen 8 und 15 Jahren morgens um 6 ausprobiert, wo bei Aileen und mir so ihre Grenzen liegen. Besonders die Jüngste hat daran einen heiden Spaß gefunden. Nachdem ich dann noch in ihrem Rucksack 6 Brotdosen gefunden habe, die da ungefähr seit zwei Monaten eine kleine Schimmelkultur entwickelt hatten, war ich nervlich schon nicht so super drauf. Als mir dann aber eins der älteren Mädchen Piwo gebracht hat, fing der Spaß erst richtig an. Auch Goodness war in Pietermaritzburg und hatte mich gefragt, ob ich Piwo in ihre Vorschule bringen könnte, wenn ich eh die anderen Toodlers wegbringe. Klar, kein Problem, mach ich gerne. Tja, aber Piwo wollte das leider gar nicht so gerne und hat ein fürchterliches Kreischkonzert veranstaltet, als sie realisiert hat, dass ich sie jetzt wegbringe. Das Gleiche hat sie dann auch mittags wieder veranstaltet, als Aileen und ich sie abgeholt haben; am liebsten hätte ich dieses Kind einfach stehen lassen, aber leider war Goodness noch nicht wieder da.
Der Tag ging anstrengend weiter, aber was ich besonders realisiert habe, ist, wie aufreibend dieser Hausmutter-Job eigentlich wirklich ist. Von Anfang an, dachte ich mir, dass das selten Spaß und einfach ein unersättlicher 24-Stunden-Job ist. Und dass ich bisher größtenteils die Rückmeldung bekommen habe, dass die Hausmütter alle „sick and tired“ sind, bestätigte das nur.
Die Hausmütter sind sehr verschieden, vom Charakter her und dementsprechend auch, in der Art mit den Kindern in ihren Häusern umzugehen. Und man merkt so gut wie allen an, dass sie „sick and tired“ sind. Außer einer. Ich hab sie gefragt, ob sie Spaß an ihrem Job hat. Seit vier Jahren ist sie hier Hausmutter und sie hat den Spaß an ihrem Job noch nicht verloren – und ist damit die Einzige. Ich finde das irgendwie traurig. Aber auf der anderen Seite, denke ich mir auch, dass es sich ein paar auch extra schwer machen. Eine zum Beispiel ist unglaublich streng und findet kaum ein nettes Wort gegenüber ihren Kindern. Irgendwie ist es dann auch kein Wunder, wenn die Mädchen auch keine netten Worte für sie haben und sie provozieren, wo sie nur können.
Letztendlich bekommen wir hier andauernd zu hören, dass früher alles besser war. Das Essen war besser, das Management war besser, das Arbeitsklima war besser, die Aufgabenverteilung an die Volunteers war besser. Alle sagen es und alle strahlen es aus. Das frustriert mich. Und dadurch, dass wir immer nur drei Tage in einem Haus sind, können wir eigentlich auch nicht wirklich helfen. Die Hausmütter haben ihre alltägliche Routine, wodurch das Leben in den Häusern funktioniert und die stellen sie ja nicht dafür um, dass jetzt mal drei Tage ein Volunteer da ist. Zudem wir ja eigentlich auch immer nur Zeit zum Essen haben, weil wir immer direkt zum study müssen. Also beschränkt sich die Hilfe für die Hausmütter auf das Verteilen vom Essen. Wie viel Dankbarkeit man dann immer mit auf den Weg bekommt, wenn man das Haus verlässt, überrascht mich immer wieder, weil ich eben nicht das Gefühl habe, eine riesen Hilfe zu sein. Die Einzigen, die von uns 100%ig profitieren könnten, sind die study-Kinder – wenn sie denn wollen. Mit manchen habe ich andauernd Diskussionen, weil sie keine Lust haben, dies oder das zu machen. Normalerweise haben sie study mit den Hausmüttern und finden es glaube ich, ganz gut mal auszuprobieren, worum man mit den Volunteers alles so diskutieren kann, was bei den Hausmüttern unmöglich ist. Und einem Jungen, der nur Zulu spricht, Englisch beizubringen, muss ich sagen, bringt mich auch ziemlich an meine Grenzen, weil weder er noch ich große Erfolgserlebnisse haben. Aber es geht auch anders – einer meiner Kleinen ist ziemlich clever und obwohl er noch nicht alle Buchstaben in der Schule hatte, haben wir diese Woche angefangen zu lesen. Und auch Plusrechnen klappt manchmal schon ganz gut – auch wenn er die 7 und 2 andauernd spiegelverkehrt schreibt.
 

Vorgestern waren wir auf einem Konzert, dass die Vorschule der Toddlers veranstaltet hat. Pieter hat uns mit einem Auto, vollgestopft mit 9 aufgeregten Flummis, in die Highschool gefahren, wo das Konzert stattfand. 
Eine Zahnputzende Blume
Eine glückliche Biene
Als wir dort ankamen, war die Aufregung groß und wir mussten irgendwie zusehen, wo unsere Schützlinge richtig sein könnten. Uns liefen eine Menge Schmetterlinge, Blumen, Käfer etc. entgegen und wir versuchten, anhand der Kostüme die Kleinen zuzuordnen. Die Show war echt schön und man hat an den Kostümen und der Kulisse gesehen, dass sich die Vorschule wirklich Mühe gegeben hatte. Franzi, Aileen und ich haben uns immer total gefreut, wenn einer unserer Neun auf der Bühne stand, haben unsere Kameras gezückt und sie stolz angefeuert. Auch die Kleinen haben sich riesig gefreut, wenn sie uns entdeckt haben und waren stolz wie Oskar, dass auch sie jemanden hatten, der ihnen auf der Bühne zuschaute. Ich frage mich in solchen Momenten, ob Kinder im Alter zwischen 3 und 6 Jahren verstehen, dass alle anderen Kinder ihre Mamas und Papas im Publikum haben und sie halt nicht. Die Hausmütter hatten leider keine Zeit mitzukommen und so haben wir versucht, unser Bestes zu geben – und es glaube ich geschafft, die Kleinen glücklich zu machen. Wir hatten auf jeden Fall eine menge Spaß und haben uns bei ein paar aufkeimenden Mama-Gefühlen ertappt :)

Einer DER Ereignisse hier scheint „der Basar“ zu sein. Seit dem ich hier bin, habe ich davon schon aus Jedermanns Munde gehört. Jedes Jahr am letzten Freitag vom August dürfen alle Kinder aus dem Heim (außer die, die sich schlecht benommen haben) zum Basar, um sich dort Süßigkeiten zu kaufen. Veranstaltet wird das Ganze von einer afrikaanischen Gemeinde, in der jeder fleißig hilft und Kuchen, Kekse, Fudge, Pfannkuchen backt, Popcorn einfärbt, Schokolade verpackt und so weiter. Alle Kinder haben vom Heim jeweils 35 Rand (3,50 €) in Form von Marken bekommen, für die sie sich kaufen konnten, was sie wollten. Uns wurde die Aufgabe übertragen mit den Kleinen dort hinzugehen und ihnen zu helfen. Angeführt vom Schlachtruf „We are the toddlers“ begann also für die „Toddlersgang“ das Abenteuer Basar. 
Und für uns begann der pure Stress. Aus irgendwelchen Gründen hatte man uns um 4 Uhr losgeschickt, der Verkauf begann aber leider erst um kurz vor 5. Also mussten wir acht kleinen Schallplatten auf repeat-Modus („We want to buy sweets“) irgendwie versuchen klar zu machen, dass sie damit leider noch warten müssen. Und besonders einer war der festen Überzeugung, dass es 30 Sekunden nach jeder Erklärung doch jetzt mal 5 Uhr sein könnte. Einer muss auf Toilette, ich gehe und komme wieder – 4 anderen ist eingefallen, dass sie ja auch auf Toilette wollen. Wir fragen, wer was trinken will, die Hälfte will, holt sich was, kommt wieder – der anderen Hälfte fällt auf, dass sie ja eigentlich auch was haben wollen.
Spaß auf der Rutsche
Am Ende haben Franzi und ich einfach alles Geld zusammen geschmissen, haben eine Kiste genommen und haben zu den Verkäufern gesagt: 9 davon, 9 davon und 9 hiervon. Danach ging´s schnell nach Hause – und die Diskussion ging los, wo den jetzt die ganzen Süßigkeiten, bzw. das Geld hin ist. Nach etlichen Erklärungen, dass sie jeder morgen eine gaaanz große Tüte, mit ganz viel Süßigkeiten nur für sich bekommen, konnten wir die kleinen Krümelmonster dann endlich abgeben und uns mit Schokoladen Eis trösten.



Lasst von euch hören!
Eure Nora

Sonntag, 26. August 2012

"May God bless you"

Heimgelände
Morgen bin ich nun schon vier Wochen hier und ich hab mich echt gut eingelebt. Mein Zimmer betrachte ich als „mein“ Zimmer, mein Bett hab ich nun auch schon frisch bezogen, unser Nachtisch quillt bald über und die Wände füllen sich mit Bildern und Gebasteltem von den Kindern.
Seit knapp zwei Wochen teile ich mir mein Zimmer mit Franziska. Sie und Aileen sind meine beiden „german friends“ (so sagen die staff members immer). Wir haben alle drei die gleichen Aufgaben hier, sind immer in verschiedenen Häusern und jeder hat seine eigene Kinder in der study-time. Wir kommen wirklich gut miteinander aus, hocken morgens und abends gemeinsam in der Küche und erfreuen uns an Leckereien, die wir ganz oft von Aunty René geschenkt bekommen (Bananenbrot, Biscuits, Futch etc.). Franzi und ich versuchen uns durch ein paar Runden im Park die Woche fit zu halten und wir freuen uns alle auf den Sommer, wenn wir im Pool schwimmen gehen können.
Zum Thema Sommer kann ich eigentlich nur sagen, dass der südafrikanisch Winter den deutschen Sommer hier jetzt definitiv mit 32 Grad erreicht hat (abgesehen von eurer Hitzewelle da grade). Uns reichts dann eigentlich auch schon von der Wärme her aber ich glaube, wir müssen damit leben, dass die afrikanische Sonne uns noch lange nicht alles gezeigt hat, was sie kann. 

sicherer Transport in Südafrika
Zum Glück haben wir in Aileen auch eine tapfere Spinnenentfernerin gefunden und sie musste schon zum Einsatz kommen. Das war zwei Tage nachdem die beiden angekommen sind und ich war ziemlich froh, dass mir ein Biest in der Größe nicht begegnet ist, als ich allein war (wir haben beschlossen, dass es sich um eine Pavianspinne gehandelt haben muss, die laut Reiseführer erschreckend groß aber ungefährlich sein soll).
Wir mussten auch schon ohne Strom auskommen (was dann beim nächtlichen Gang zur Toilette etwas unangenehm war, weil ich das Bad immer genau abchecke seit dem ich dort meiner besten Freundin Spinne begegnet bin), und so kam es, dass wir dann mit Wasserkocher ins nächste Haus gelaufen sind, um nicht auf Tee und eingeweichte Haferflocken verzichten zu müssen. Tags darauf hatten wir dann zwar wieder Strom, dann aber nur kaltes und später gar kein Wasser mehr. Franzi und ich sind also in das Haus der Highschool Mädels um dort zu duschen. Ihr merkt, wir haben genug Nachbarn, um im Notfall zurecht zu kommen.

Unsere kleinste Mitbewohnerin
An Sarah und Yvodia, bei denen wir im Haus leben, tasten wir uns auch immer mehr ran und kommen mittlerweile sehr gut mit beiden aus. Evodia arbeitet ganztätig, sieben Tage die Woche (für umgerechnet 100 Euro im Monat...), wodurch Sarah immer ihre kleine Enkelin bei ihrer Arbeit dabei hat. Wir haben sie ihr diese Woche öfter mal abgenommen und sind mit ihr in die Stadt gelaufen (man wird sehr komisch angeguckt: zwei Weiße, eindeutig nicht von hier kommend, mit einem kleinen Schokobaby) oder haben sie bei uns gehabt. Die Kleine mag Franzi mittlerweile so sehr, dass sie immer anfängt zu weinen, wenn sie sie sieht und nicht bei ihr bleiben kann.

Laufenlernen in unserer Küche













Auch die Wochenenden gestalten sich zu dritt wesentlich spannender als allein. Letztes Wochenende waren Franzi und ich mit den Highschool Mädchen in einer zweistündig entfernten Gemeinde, die sich ein kleines Entertainment-Programm für die Mädels ausgedacht hatte.
Mädels beim Kuchen auspacken
Alle (auch wir beide) durften einen Kuchen machen: wir hatten vorgebackene Böden, die wir mit Creme eingestrichen und dann verziert haben. Die Mädels haben an Süßigkeiten alles drauf geschmissen, was Platz gefunden hat und haben am Ende kleine Preise für die vier schönsten Kuchen bekommen. Nach dem Kuchen „backen“, wurde den Mädels dann von zwei traditionell gekleideten Zulu-Frauen gezeigt, wie sie mit einfachen Plastikperlen Ketten und Armbänder machen können. Danach wurde noch ausgiebig gegessen (Burger und Pommes) und gemeinsam gesungen und dann gings wieder zurück. Für ungefähr 4,5 Stunden Programm saßen wir insgesamt 4 Stunden im Auto und Franzi und ich dachten uns zunächst, dass sich das ja eigentlich gar nicht lohnt. Aber als wir gesehen haben, wie viel Spaß die Mädels in den paar Stunden hatten und wie sehr sie es genossen haben, gemeinsam etwas außerhalb des Heims zu machen, haben wir unsere Meinung geändert.
 Franziska und ich mit unseren fertigen Prachtexemplaren
(einen haben wir verschenkt, so viel Schoko und Creme
kann kein Mensch essen)
Traditionelle Kleidung und Schmuck
Und auch für uns war es eine tolle Erfahrung, die Mädels mal außerhalb des Heims und der study-time zu erleben und mit ihnen Spaß zu haben. Uns ist besonders aufgefallen, wie besonders es für die Mädchen war, einen eigenen Kuchen nur für sich zu haben. Im Endeffekt hat keiner ein Problem damit, zu Hause seinen Kuchen zu teilen, aber wir haben auch vermutet, dass die Mädchen sich alles an auffindbaren Süßigkeiten auf den Kuchen gepackt haben, weil es für sie einfach sehr sehr selten ist, frei über Leckereien zu verfügen. Wenn die Kinder hier Taschengeld bekommen, werden immer auf dem Gelände von einer Aunty Chips verkauft und man sieht eigentlich kein Kind ohne Chipstüte in der Hand. Mir war also recht schnell klar, dass Süßigkeiten hoch im Rennen stehen. Einmal waren Franzi und ich auf dem Weg zum Computer Raum und hatten uns für den Weg Schokolade mitgenommen, aber nicht daran gedacht, dass uns Kinder über den Weg laufen könnten. Als wir aus der Haustür kamen, kamen also direkt 4 Kleine auf uns zu gelaufen, die scheinbar nur darauf gewartet haben, dass wir mit was Essbarem kommen. Oder gestern wurden Franzi und ich beide nacheinander von einem älteren Mädchen gefragt, ob wir ihr einen Rand geben könnten, damit sie sich was Süßes kaufen könnte. Für uns ist ein Rand eigentlich nicht viel, aber trotzdem können wir nicht anfangen, den Kindern Geld zu schenken. Aber sie hat sichtlich nicht verstanden, dass wir ihr nichts geben wollen und schien echt eingeschnappt. Es ist halt teilweise echt nicht einfach, zu wissen, dass man sich hier quasi alles leisten kann, was die Kinder gerne hätten.

Einer meiner study-Jungs
Diese Woche hatte ich schon ein paar Wechsel bei meinen study-Kindern, weil einer sich nicht benehmen wollte und „ausgetauscht“ wurde. Manche Kinder wollen wirklich extra-study haben und sind immer ganz traurig, wenn man nicht sie in den Häusern abholt, sondern jemand anderes mitgehen darf. Und wenn sich dann jemand nach mehrmaligem Auffordern nicht benimmt, darf jemand anderes für ihn kommen. Außerdem habe ich noch zwei Jungs bekommen, denen ich bei Englisch helfen soll. Beide sind in der vierten Klasse, der eine ist 9, der andere 11. Der 9 Jährige kann lesen, versteht meistens was ich mit ihm rede und bei ihm muss ich noch ein bisschen schauen, was genau ich mit ihm mache. Der andere kann auf Englisch eigentlich so gut wie gar nicht lesen und versteht meistens nicht, was ich von ihm will, außer ich frage „How are you?“ oder „What´s your name?“. Das gestaltet sich dann als etwas schwierig, weil mein Zulu doch nicht so gut ist, ihm was erklären zu können… Da muss dann Stift und Papier oder Zeichensprache herhalten.


Morgens beim Meeting können wir uns manchmal über ein paar stories von den Hausmüttern oder anderen Mitarbeitern erfreuen. So hat uns Aunty Doreen gestern erzählt, dass sie ihren Kleinsten beim Verlassen des Hauses nachrief: „Enjoy your day!“, woraufhin sich einer der 5 jährigen umdrehte, sie anschaute, seine Hand auf sein Herz legte und sagte: „With joy in our heart!“ Die Kleinen sind echt knuffig, auch wenn sie einen schon mal echt auf die Probe stellen können, wenn sie einfach keine Lust haben stillzusitzen, um mir zu sagen, wie viele Finger ich grade in die Luft halte.

"Der Pate"
Ich bin nun in alles Häusern jeweils drei Tag gewesen und fange jetzt wieder im ersten Haus an. Dadurch dass ich den Ablauf jedes Hauses jetzt kenne und auch einen Einblick bekommen habe, wie die Hausmütter jeweils ihr Haus „managen“, komme ich mir auf jeden Fall schon etwas hilfreicher vor, weil ich weniger nur noch daneben stehe und beobachte. Und auch von den Kindern kenne ich immer mehr und kann mir auch mehr und mehr Namen merken, wenn ich sie denn aussprechen kann. Es ist sehr auffällig, wie unterschiedlich die einzelnen Häuser sind und wie viel strenger es in den beiden Häusern zu geht, in denen die Hausmütter afrikaans sind. Dort wird sehr viel Wert auf gemeinsames Essen und Beten gelegt und es wird nur Englisch gesprochen. Die Zulu-Hausmütter sollen mit den Kindern eigentlich auch nur Englisch sprechen, tun das aber bei weitem nicht, was für uns manchmal echt doof ist, weil wir nichts verstehen. In einem Haus wird sogar aus einer ins Zulu übersetzen Bibel vorgelesen und auf Zulu gebetet. Für die Kinder ist das eigentlich absolut nicht von Vorteil, weil sie Englisch lernen müssen. Und so kommt es dann, dass wir ihnen im extra-study Englisch beibringen müssen, weil sie sonst in der Schule nicht mitkommen... In zwei Häusern geht es teilweise echt chaotisch zu, da kommen nicht mal alle zum Essen, essen auf der Couch oder in der Küche im Stehen (liegt aber leider auch teilweise am Platzmangel, weil die Häuser überfüllt sind). So kommt es, dass wir ein paar Favouriten unter den Häusern haben, aber das kann sich auch noch ändern.
Diese Woche war ich auch als aller erste Freiwillige im Highschool Jungs Haus eingeteilt. Eigentlich durchlaufen wir ja alle Häuser, aber aus irgendwelchen Gründen, die mir hier so keiner wirklich erklären kann, wurden die Freiwilligen bisher nicht nach „Gert Nel“ geschickt. Ich war also nun das Versuchskaninchen und lebe noch. Ich muss sagen, ich war gespannt wie es wird und es war anders als in den anderen Häusern. Dreißig 14 bis 20 Jährige Jungs finden es natürlich irre spannend wenn sich ein weibliches Wesen unter Hausmutter-Alter in ihr Haus verirrt. Und dann ist es natürlich auch nicht so ganz einfach einem 20 Jährigen klar zu machen, dass er eine Gleichaltrige „Aunty“ nennen muss (nachdem sie mir vorgeschlagen haben mich „Baby Nora“ oder „Beautiful Nora“ zu nennen, einigten wir uns auf „Sister Nora“). Ein Ring am Ringfinger tut auch immer ganz gute Dienste, weil man definitiv nach seiner Bedeutung gefragt wird und man dann am besten einen Freund vorgibt. Dann gibt’s erst mal großes Trara und ganz viel Traurigkeit aber es wird weiterhin alles versucht. Plötzlich sehen unsere Study Sachen furchtbar schwer aus und sie sind der festen Überzeugung, wir brauchen jetzt jemanden, der uns alles hinterher trägt. Die meisten der Jungs sind aber auch einfach nur nett und hilfsbereit und vielleicht rutscht ihnen nur ab und zu mal ein Zwinkern raus, aber da sollte man einfach nicht zu oft drauf reagieren.
An meinem ersten Abend in „Gert Nel“ war ich den Jungs dort ein bisschen „ausgesetzt“, weil ihre Hausmutter nicht da war und die Ersatzhausmutter sie mal lassen machen hat. Doch an meinem zweiten Abend war Aunty Anna wieder da und es ging alles etwas geregelter zu. So kam es, dass nach dem Essen nicht nur gelesen und gebetet wurde, sondern dass sich Aunty Anna dazu gesetzt hat und dann erst mal eine große Diskussion los ging und scheinbar jeder gleichzeitig reden wollte. Nach und nach haben die Jungs es hinbekommen nacheinander zu sprechen und sind immer aufgestanden, wenn sie geredet haben. Ich habe anfangs nichts verstanden, weil nur in Zulu gesprochen wurde (ich bin fleißig am lernen). Doch dann ist einer der älteren Jungs aufgestanden (er ist in Grade 12, ist also im Dezember fertig) und hat auf Englisch eine kleine Ansprache von ca. 3-5 Minuten gehalten, die mir sehr imponiert hat. Ich versuche euch mal in etwa seine Worte und ihre Meinung wiederzugeben:
„Ich denke, wir sollten alle dankbar sein, hier im Heim sein zu können, weil wir sonst nicht dort in unserem Leben stehen würden, wo wir sind. Ich kann von mir nur sagen, dass ich sonst nicht in Grade 12 wäre und dieses Jahr die Schule beenden würde und ich weiß, dass auch einige von euch gar nicht erst zur Schule gehen würden. Außerdem müssen wir dankbar dafür sein, dass wir jeden Tag essen bekommen, andere Menschen haben nicht mal die Möglichkeit, eine Mahlzeit am Tag zu haben. Wir sollten dankbar sein für die Kleidung, die wir tragen und das warme Wasser, was wir jeden Tag haben. Also nutzt diese Möglichkeit und spielt nicht mit ihr. Arbeitet für die Schule, verbessert euer Benehmen und seid umsichtig. Geht euren eigenen Weg und geht nicht diesen einen Weg, den alle anderen gehen, nur weil ihn alle anderen wählen. Es ist eure Entscheidung, selbst was aus eurem Leben zu machen, und ihr bekommt die Chance dazu. Aber dafür müsst ihr Gott in euer Leben lassen, damit er euch hilft, den richtigen Weg zu gehen.“

Klein Piwo
Wie ihr meinen Erzählungen entnehmen könnt, gehört Beten und das Lesen aus der Bibel hier zum Alltag. Jede Mahlzeit beginnt und endet eigentlich mit einem Gebet, wobei je nach Haus halt die Intensität, verbale Deutlichkeit und auch Sprache variiert. Und auch das Meeting morgens beginnt mit einem religiösen Text, den immer jemand anderes aussuchen muss (auch ich war schon an der Reihe und habe in einem Buch von einer Aunty einen Text über bedachte Worte vorgelesen) und einem Gebet, in dem Gott für den Tag und die Aufgabe, den Kindern helfen zu können, gedankt wird. Gleichzeitig wird gebetet, dass man diese Aufgabe gut macht und alle gesund bleiben. An sich simpel, doch für uns sehr ungewohnt. Beim ersten Mal war ich fast etwas „überrascht“, weil ich es einfach nicht gewohnt bin und mir auch keine großen Gedanken darum gemacht hatte, wie sehr hier Glaube und Religion praktiziert werden würden (ich wusste nur, dass das Heim von der Kirche unterstützt wird). Manchmal frage ich mich schon: „Glauben die das wirklich?“ Neulich hat mir eine Hausmutter zum Beispiel erzählt, dass sie jeden Tag zu Gott betet, er möge sie den Job nicht mehr lange machen lassen müssen, anstatt sich einen neuen zu suchen.
Doch trotzdem empfinde ich das Beten und auch den sonntäglichen Gang zur Kirche als etwas sehr Angenehmes hier. Man merkt, wie viel Struktur es schafft und wie viel Gemeinschaft es den Kindern und auch Mitarbeitern bringt. Als wir zum Beispiel letzte Woche in der Gemeinde waren, haben sich die Mädchen zum Schluss aufgestellt und mit einem Lied Jesu gedankt. Später haben wir dann alle gemeinsam das gleiche Lied auf vier Sprachen gesungen. „Danke Jesus“ auf Zulu, Englisch, Afrikaans und Deutsch. Alle haben mitgemacht und hatten einen heiden Spaß – der Zweck war erfüllt. Und auch das Erlebnis in „Gert Nel“ hat mir sehr imponiert und gezeigt, dass die Kinder etwas brauchen, an das sie glauben können und das sie zusammenhält.


Ich denk an euch und freue mich über Geschichten von zu Hause oder anderen Teilen der Welt :)
Eure Nora

PS.: Zulusprachkurs - Einheit 2: So lernen wir uns kennen
Hallo Sawubona
Wie geht’s dir? Unjani?
Mir geht’s gut Ngiyaphila
Und dir? Wiena unjami?
Mir geht es auch gut Namingiyaphila
Ich heiße Igama lami ngingu
Und du? Elakho ngubani?
Wo kommst du her? Uhlalaphi?
Ich komme aus D Ngihlala eGerman
Tschüss Salakahle (Salakachle, „ch“ wird weich ausgesprochen)

Sonntag, 12. August 2012

"The Location"

Unser Zimmer
(die Zettel über meinem Bett sind über die Zeit angesammelte "Deine Mudda"-Witze...)
Wieder ist eine Woche rum, und dass diese für mich sehr schnell vorbeizog, zeigt, dass ich merkbar immer mehr hier ankomme. Ich fühle mich mittlerweile recht wohl hier und nachdem ich mein Zimmer mal einem ordentlichen Frühjahrsputz (und hier ist es wirklich ein Frühjahrputz) unterzogen habe, wobei ich ein paar Bücher gefunden habe, ist auch das allein gut zu bewältigen. Ich genieße es ehrlich gesagt, nach einem Tag schreiender Kinder oder streitender Jugendlicher in mein Zimmer zukommen und nichts tun zu müssen. Mir macht es Spaß mit den Kindern zu sein und Spiele mit ihnen zu spielen, aber wie das halt so ist, kann es auch echt anstrengend werden. Ich entdecke immer mehr, dass die verschiedenen Häuser alle sehr unterschiedlich sind und ich mich in dem einen manchmal wohler fühle, als in einem anderen. Besonders wenn du Housemother Zulu ist, wird eigentlich nur Zulu gesprochen, woran ich mich überraschend schnell gewöhnt habe, aber ich doch merke, dass es angenehmer ist, alles zu verstehen. Außer die Kids kriegen mal wieder eins hinter die Löffel, das muss man nicht immer mitbekommen.

Goodness und Piwo
 Wichtig war für mich wohl das letzte Wochenende, von dem ich euch noch berichten möchte. Goodness hat mich also zu ihrer Familie nach Pietermaritzburg eingeladen und sagte mir, dass ihr zu Hause für mich etwas Anderes und Neues sein werde und nicht zu vergleichen sei mit Greytown und dem Heim. Wir sind also von einer Aunty aus dem Heim mit nach PMB genommen worden und haben von der Stadt aus erst mal ein Taxibus genommen. Taxibusse sind Busse die offiziell 12-14 Leute mitnehmen (realistisch zu guten Zeiten ca. 20 Leute) und eine Route fahren, auf deren Weg Leute ein uns aussteigen. Gezahlt wird bei einem Burschen, der immer mitfährt, die Tür aufmacht und den Frauen bei ihren gefühlten 50000 Tüten und 3 Kindern auf dem Arm hilft. Ich war sehr gespannt darauf, weil die Meinungen hier sehr verschieden über die Busse sind. Aunty Rene (die Frau von Pieter, dem Heimleiter) sagte zu mir, es sei gefährlich mit ihnen zu fahren und sie würde ihren Kindern das nicht erlauben. Ihr Mann sagte mir, er sehe das nicht so, ich könne damit fahren, auch alleine, der Bus muss nur voll sein und ich solle auf keinen Fall nachts damit fahren. Die anderen Volunteers haben mir auch berichtet, sie seien alleine damit gefahren aber ich war erst mal froh, dass erste Mal mit einem Local gemeinsam fahren zu können. Wir zahlten also jeder  9 Rand (ca. 90 cent) um von der Stadt ins ca. 20 minütig entfernte zu Hause von Goodness zu fahren und ich fühlte mich keinesfalls unwohl. Der Bus fuhr durch PMB bis wir schließlich an einer Mall vorbeikamen, wo schon auffiel, dass keine Weißen mehr zu sehen waren. Ab da gings bergauf ins Township, was hier „Location“ genannt wird. Tja, für mich als Deutsche eine andere Welt, von der ich erwartet habe, sie in Afrika zu sehen.
Goodness´ Mutter lebt mit einer ihrer Enkelinnen und bis jetzt auch mit Goodness´ Tochter Piwo zusammen (die nach unserem Besuch aber mit uns ins Kinderheim gekommen ist). Eine ihrer Töchter lebt mit ihrem Mann direkt gegenüber und ist mit ihrem fünfmonatigen Sohn eigentlich auch den ganzen Tag anwesend. Die Familie hat zwei Hütten, von der die eine aber eigentlich nie genutzt wird (ich habe sie als Badeort genutzt). Eine Hütte besteht aus einem Raum, in dem sich eine Küchenzeile, Kühlschrank, ein Tisch, zwei Betten und ein Fernseher drin befinden. Fließendes Wasser gibt es für jede Hütte vor der Tür aus einem Hahn, braucht man warmes muss es aufgekocht werden. Die Toilette ist ein Plumpsklo hinter dem Haus. Es gibt Dinge, an die muss man sich dort gewöhnen, zum Beispiel, dass man als Weiße nachts nicht alleine hinters Haus auf Toilette geht oder man zu sechst in einem Raum schläft und das schreiende Baby direkt neben einem nicht in einem Nebenraum beruhigt werden kann. Oder einfach dass es kein fließend Wasser gibt. Dementsprechend wird sich auch anders gewaschen. Ich habe eine große Plastikschüssel mit aufgekochtem Wasser, einen Waschlappen und ein Handtuch bekommen und wurde in dem nicht genutzten Raum mir selbst überlassen. Ich weiß zwar nicht, ob und wenn ja wann, ich mich zuletzt so gewaschen habe, aber es gefiel mir. Wenn man so aufwächst, freut man sich sicher über jede Dusche aber wenn man eben nicht damit aufwächst, merkt man, dass es auch ohne geht.
Ich mochte es insgesamt sehr bei Goodness Familie. Alle waren sehr nett zu mir, ich habe ununterbrochen essen aufgequatscht bekommen und es war einfach neu und anders. Goodness fragte mich öfter, ob es mir gut ginge und es mir gefalle, ich hatte manchmal den Eindruck, sie wolle sich eventuell dafür „entschuldigen“, wie ihre Familie lebt. Aber ich habe es wirklich sehr genossen dort und habe mir nichts daraus gemacht auf ein Plumpsklo gehen zu müssen und keine Dusche mit Warmwasser zu haben.
Wenn ich mit ihr durchs Township gelaufen bin (welches leider sehr sehr dreckig ist, weil jeder seinen Müll irgendwohin schmeißt), hatten wir automatisch alle Aufmerksamkeit. Es passiert wohl nicht sehr häufig, dass sich Weiße dorthin „verirren“. Jeder hat uns gegrüßt, manche riefen mir Sachen, wie „Ich liebe Dich, ich will dich heiraten“ hinterher, was man am besten mit einem Lächeln und einem „Nein, Danke“ beantwortet. Teilweise drehen die Jungs aber auch ein bisschen über und dann muss man etwas direkter werden. Aber da ich Goodness bei mir hatte, habe ich mich immer sehr sicher gefühlt und alleine als Weiße würde ich da soeben mal nicht lang spazieren.
Schön an Pietermaritzburg ist, dass es dort deutlich wärmer als in Greytown ist. Zwar hatten wir in Greytown tagsüber immer ganz passable Temperaturen aber nachts wird es hier echt bitterkalt. In PMB war es tagsüber gut warm und nachts konnte man ebenfalls noch in leichter Jacke rumlaufen, während ich mir hier alles Pulloverartige, was ich finden kann, überschmeiße. Diese Woche hatten wir morgens tatsächlich Schneeregen, gestern waren es tagsüber bestimmt 25 Grad und auch abends lauwarm. Ihr merkt, über den südafrikanischen Winter lässt sich keine Pauschalaussage machen, er kommt, wie er kommt. Mal in T-Shirt mal in dicker Strickjacke (die mir Rene zum Glück geliehen hat). Leider wird man bei so einem Wetter schnell krank, was mir glaub ich kurz bevor steht.
Morgen kommen zwei weitere deutsche Freiwillige und ich bin sehr gespannt auf sie. Ich freue mich sehr auf die Zeit, weil wir unsere freien Tage und Wochenenden Reisen betreffend auf jeden Fall gemeinsam mehr nutzen können, als ich es alleine könnte und die Abende und freien Stunden etwas lebhafter werden. Aber ich genieße es auch, noch die einzig Deutsche hier zu sein, das Zimmer noch für mich allein zu haben und die einzige „Aunty  German“ zu sein (wenn mein Name mal vergessen wird).

"Toddlers"

Ich denk an euch und freue mich, von euch zu hören
Eure Nora

PS.: Zulusprachkurs – Einheit: Vokabeln, die den Kopf betreffen:
Haare: unwele
Kopf: ikhanda
Ohren: idlebe
Augen: amehlo (amechlo)
Nase: ikhala
Mund: umlomo
Zähne: amazinyo
Gesicht: ubuso (obuso)

Sonntag, 5. August 2012

Meine erste Woche

Hallo ihr Lieben,
zunächst war ich mir nicht sicher, ob ich einen Blog schreiben will, aber ich habe in der ersten Woche so viele liebe, interessierte und aufmunternde Nachrichten bekommen, auf die ich alle Antworten will, dass ich vereinfacht einfach einen Blog schreibe und jeder der mag, kann mir und meinen Erfahrungen in Südafrika folgen.
Ich bin gut angekommen, hatte einen recht angenehmen Flug und wurde erfolgreich vom Flughafen abgeholt. Aber das ist ja eigentlich relativ unwichtig. Wichtig ist nur, dass ich leider feststellen musste, dass der südafrikanische Winter wirklich kalt sein kann! Heizungen gibt es nicht und ein dicker Pullover mehr wäre gut gewesen, aber es gibt "Mr Price" - alles was du willst zu günstigen Preisen :)

Toevlug: Haus von Sarah
Zunächst versuche ich mal, euch das Kinderheim ein bisschen näher zu bringen. Das Kinderheim besteht aus 7 Häusern, in denen jeweils 12 bis 30 Kinder mit einer Housemother leben. Es gibt ein Office Gebäude, eine Laundry, eine Klinik und ein oder zwei Gebäude, wo die Mitarbeiter leben (aus der Laundry, Küche und die "helfenden Hände", wie ich sie nenne). Der Direktor des Heims Pieter lebt mit seiner Familie ebenfalls auf dem Gelände und dann gibt es noch das Haus von Aunty Sarah. Aunty Sarah lebt mit ihrer Tochter und deren Tochter und mit den Volunteers, also im Moment mir. Es gibt zwei Räume, in denen die Volunteers leben, in denen ich mich also momentan noch alleine breit machen kann. Denn bis nächste Woche Montag bin ich noch alleine hier. Ich hab ein Bad für mich (in dem ich schon zum ersten Mal zur Spinnenmörderin wurde) und nutze die Küche von Sarah mit.
Also ich bin hier Aunty Nora und werde sehr neugierig beäugt. Es ist sehr auffällig und interessant, wie verschieden die Kinder sind und reagieren. Manche grüßen schüchtern, andere wollen einen am liebsten für sich alleine haben und wieder andere sind extreeem freundlich (man könnte von einer Schleimspur sprechen, die auch noch schnell verschwinden wird). Mein größtes Problem mit den Kindern ist, dass ich mir die meisten Namen echt nicht merken, geschweige denn sie aussprechen kann. Die meisten haben nämlich Zulu-Namen, die echte Zungenbrecher sind. Es gibt nur 4 weiße Kinder hier, denen ich aber noch nicht über den Weg gelaufen bin. Ansonsten arbeiten hier einige weiße afrikaans Leute. Aber jeder spricht Englisch und das eigentlich ziemlich gut. 

Spielplatz
Mein Tagesablauf sieht so aus, dass ich morgens um 7 Uhr die "toddlers" zur Vorschule bringe. Also kleine süße Schockobabys zwischen 3 und 6 :) Sie sind wirklich sehr süß und vor allem die drei jüngsten freuen sich immer total, wenn sie mich sehen und umarmen mich und wollen immer über meine Haare streichen. um 7.30 Uhr ist "Meeting", an dem alle Housemothers teilnehmen und die Dinge für den Tag besprochen werden. Danach habe ich erst mal bis 12 Uhr frei. Die Zeit habe ich letzte Woche zum schlafen genutzt und habe mit von Goodness die Stadt zeigen lassen. Goodness ist aus Pietermaritzburg und arbeitet hier seit Juni freiwillig, ab morgen ist sie allerdings ebenfalls Housemother, weil eine sich einfach aus dem Staub gemacht hat.
Die "Stadt" ist sehr klein und hat einfach ein paar Geschäfte. Ich werde auch mal ein paar Fotos machen, aber es gibt eigentlich nichts aufregendes. Aber es gibt Palmen üüüberall :)
Um 12 Uhr hole ich die toddlers wieder ab und gehe danach in eins der Häuser (ich bin immer drei Tage in einem Haus und wechsle dann in ein anderes), helfe dort ein wenig und bekomme Essen. Mittags gibt es immer "Brot" (=helles ungetoastetes Toast) mit Peanutbutter und Golden Syrup - klingt komisch, ist aber lecker! Ab 13.30 Uhr habe "study time". Das bedeutet, dass ich verschiedene Kinder in verschiedenen Klassen habe, denen ich bei ihren Hausaufgaben und beim lernen helfe. Momentan habe ich 3 aus der Vorschule, mit denen ich nur die Zahlen und Buchstaben lerne und einen aus der Junior School, mit dem ich seine Hausaufgaben mache. Aber das wird sind noch ändern, besonders wenn die andere Freiwilligen kommen. Danach gehe ich wieder in das Haus, in dem ich eingeteilt bin, helfe bei den Bettvorbereitungen oder bei was auch immer ansteht, und bekomme wieder essen. Das Essen ist eigentlich nicht seeehr anders, und bisher haben alle Hausmütter auf mein Vegetarier-Dasein Rücksicht genommen.

Der Pool :)
Abends habe ich noch für anderthalb Stunden 5 Mädchen aus der High School, denen ich bei den Hausaufgaben helfe und sie bringen mir ein bisschen Zulu bei. Ich kann jetzt alle Wörter, die das Gesicht betreffen. Eine echt coole, aber komplizierte Sprache.
Tja, danach habe ich frei und nicht viel zu tun. Ich gehe eigentlich sehr früh schlafen, weil man auch echt geschafft ist, mit den ganzen neuen Eindrücken aber noch ohne die anderen Freiwilligen habe ich mich diese Woche oft allein gefühlt. Etwas, was man echt lernen muss, habe ich gelernt. Ich will nicht wo anders sein, aber besonders wohl fühlte ich mich auch nicht. Es ist halt neu und anders.

Ich hatte nun aber ein sehr tolles Wochenende in Pietermaritzburg bei der Familie von Goodness, von dem ich bald berichten werde.
Danke fürs Lesen und ich freu mich über jede Nachricht und E-Mail. Lasst von euch hören!!
Eure Nora