Mein Start in diese Woche war irgendwie
alles andere als gut. Aileen und ich sind am Montag morgen um kurz
vor 5 aufgestanden, um für eine Hausmutter einzuspringen, die eins
der Mädchen nach Pietermaritzburg zum Arzt begleiten musste. Unsere
Aufgabe war es, 16 Mädchen aus den Betten zu schmeißen, zu schauen,
ob sie ihre Betten machen und ihnen Frühstück zu geben. Wir hatten
leider nicht genug Milch für den Porridge, weswegen wir Wasser mit
dazu gegeben haben. Als die Mädchen das raus gefunden haben, war´s
vorbei. Sie waren der festen Überzeugung, Milch und Wasser könne
man nicht mischen, das würden ihre zarten Magen nicht vertragen.
Also ging eine endlose Diskussion los, die damit endete, dass der
größte Teil den „ungenießbaren Porridge“ runter gewürgt hat
und zwei auf der Benachrichtigungsliste für die Hausmutter gelandet
sind, dass sie nicht aufgegessen haben. Sollte sie sich was
ausdenken. Ich wusste nur, dass in diesem Haus besonders viel Wert
darauf gelegt wird, dass jeder aufisst, weil Aunty Marie es nicht
einsieht, dass Essen weggeschmissen wird. Die Mädchen haben die
Wahl, ihr Essen stehen zu lassen oder es aufzuessen, wenn sie es
angefangen haben. Ich finde das ziemlich vernünftig, weil die
Portionen essbar sind, weder zu viel noch zu wenig und es trotzdem
Häuser gibt, in denen der Mülleimer nach dem Abendessen zur Hälfte
mit weggeworfenem Essen gefüllt ist. Manche Kinder picken da dreimal
drin rum, oder essen nur das Fleisch und schmeißen den Rest weg, um
sich dann am besten noch Toastbrot zu machen. Ich meinte mal zu
Goodness, dass das Ironische ist, dass wir in Deutschland immer sagen
„Denk an die Kinder in Afrika“, wenn man nicht aufisst. Tja, auch
Kinder in Afrika können mal nicht aufessen wollen. Aber ich käme
mir als Hausmutter ziemlich verarscht vor, wenn ich mich 3 Stunden in
die Küche stelle, um für bis zu 30 Leute zu kochen und dann rennen
die zum Mülleimer, weil Gemüse „ja so eklig ist“. Da scheinen
sich echt alle einig zu sein: Gemüse isst man nicht! Manchmal frage
ich mich, ob sie es wirklich nicht mögen oder ob man cool ist, wenn
man kein Gemüse mag.
Aufenthaltsraum im Haus der Highschool-Mädchen |
Naja, auf jeden Fall haben 16 Mädchen im
Alter zwischen 8 und 15 Jahren morgens um 6 ausprobiert, wo bei
Aileen und mir so ihre Grenzen liegen. Besonders die Jüngste hat
daran einen heiden Spaß gefunden. Nachdem ich dann noch in ihrem
Rucksack 6 Brotdosen gefunden habe, die da ungefähr seit zwei
Monaten eine kleine Schimmelkultur entwickelt hatten, war ich
nervlich schon nicht so super drauf. Als mir dann aber eins der
älteren Mädchen Piwo gebracht hat, fing der Spaß erst richtig an.
Auch Goodness war in Pietermaritzburg und hatte mich gefragt, ob ich
Piwo in ihre Vorschule bringen könnte, wenn ich eh die anderen
Toodlers wegbringe. Klar, kein Problem, mach ich gerne. Tja, aber
Piwo wollte das leider gar nicht so gerne und hat ein fürchterliches
Kreischkonzert veranstaltet, als sie realisiert hat, dass ich sie
jetzt wegbringe. Das Gleiche hat sie dann auch mittags wieder
veranstaltet, als Aileen und ich sie abgeholt haben; am liebsten
hätte ich dieses Kind einfach stehen lassen, aber leider war
Goodness noch nicht wieder da.
Der Tag ging anstrengend weiter,
aber was ich besonders realisiert habe, ist, wie aufreibend dieser
Hausmutter-Job eigentlich wirklich
ist. Von Anfang an, dachte ich mir, dass das selten Spaß und einfach
ein unersättlicher 24-Stunden-Job ist. Und dass ich bisher
größtenteils die Rückmeldung bekommen habe, dass die Hausmütter
alle „sick and tired“ sind, bestätigte das nur.
Die Hausmütter sind sehr verschieden, vom Charakter her und dementsprechend auch, in der Art mit den Kindern in ihren Häusern umzugehen. Und man merkt so gut wie allen an, dass sie „sick and tired“ sind. Außer einer. Ich hab sie gefragt, ob sie Spaß an ihrem Job hat. Seit vier Jahren ist sie hier Hausmutter und sie hat den Spaß an ihrem Job noch nicht verloren – und ist damit die Einzige. Ich finde das irgendwie traurig. Aber auf der anderen Seite, denke ich mir auch, dass es sich ein paar auch extra schwer machen. Eine zum Beispiel ist unglaublich streng und findet kaum ein nettes Wort gegenüber ihren Kindern. Irgendwie ist es dann auch kein Wunder, wenn die Mädchen auch keine netten Worte für sie haben und sie provozieren, wo sie nur können.
Letztendlich bekommen wir hier andauernd zu hören, dass früher alles besser war. Das Essen war besser, das Management war besser, das Arbeitsklima war besser, die Aufgabenverteilung an die Volunteers war besser. Alle sagen es und alle strahlen es aus. Das frustriert mich. Und dadurch, dass wir immer nur drei Tage in einem Haus sind, können wir eigentlich auch nicht wirklich helfen. Die Hausmütter haben ihre alltägliche Routine, wodurch das Leben in den Häusern funktioniert und die stellen sie ja nicht dafür um, dass jetzt mal drei Tage ein Volunteer da ist. Zudem wir ja eigentlich auch immer nur Zeit zum Essen haben, weil wir immer direkt zum study müssen. Also beschränkt sich die Hilfe für die Hausmütter auf das Verteilen vom Essen. Wie viel Dankbarkeit man dann immer mit auf den Weg bekommt, wenn man das Haus verlässt, überrascht mich immer wieder, weil ich eben nicht das Gefühl habe, eine riesen Hilfe zu sein. Die Einzigen, die von uns 100%ig profitieren könnten, sind die study-Kinder – wenn sie denn wollen. Mit manchen habe ich andauernd Diskussionen, weil sie keine Lust haben, dies oder das zu machen. Normalerweise haben sie study mit den Hausmüttern und finden es glaube ich, ganz gut mal auszuprobieren, worum man mit den Volunteers alles so diskutieren kann, was bei den Hausmüttern unmöglich ist. Und einem Jungen, der nur Zulu spricht, Englisch beizubringen, muss ich sagen, bringt mich auch ziemlich an meine Grenzen, weil weder er noch ich große Erfolgserlebnisse haben. Aber es geht auch anders – einer meiner Kleinen ist ziemlich clever und obwohl er noch nicht alle Buchstaben in der Schule hatte, haben wir diese Woche angefangen zu lesen. Und auch Plusrechnen klappt manchmal schon ganz gut – auch wenn er die 7 und 2 andauernd spiegelverkehrt schreibt.
Die Hausmütter sind sehr verschieden, vom Charakter her und dementsprechend auch, in der Art mit den Kindern in ihren Häusern umzugehen. Und man merkt so gut wie allen an, dass sie „sick and tired“ sind. Außer einer. Ich hab sie gefragt, ob sie Spaß an ihrem Job hat. Seit vier Jahren ist sie hier Hausmutter und sie hat den Spaß an ihrem Job noch nicht verloren – und ist damit die Einzige. Ich finde das irgendwie traurig. Aber auf der anderen Seite, denke ich mir auch, dass es sich ein paar auch extra schwer machen. Eine zum Beispiel ist unglaublich streng und findet kaum ein nettes Wort gegenüber ihren Kindern. Irgendwie ist es dann auch kein Wunder, wenn die Mädchen auch keine netten Worte für sie haben und sie provozieren, wo sie nur können.
Letztendlich bekommen wir hier andauernd zu hören, dass früher alles besser war. Das Essen war besser, das Management war besser, das Arbeitsklima war besser, die Aufgabenverteilung an die Volunteers war besser. Alle sagen es und alle strahlen es aus. Das frustriert mich. Und dadurch, dass wir immer nur drei Tage in einem Haus sind, können wir eigentlich auch nicht wirklich helfen. Die Hausmütter haben ihre alltägliche Routine, wodurch das Leben in den Häusern funktioniert und die stellen sie ja nicht dafür um, dass jetzt mal drei Tage ein Volunteer da ist. Zudem wir ja eigentlich auch immer nur Zeit zum Essen haben, weil wir immer direkt zum study müssen. Also beschränkt sich die Hilfe für die Hausmütter auf das Verteilen vom Essen. Wie viel Dankbarkeit man dann immer mit auf den Weg bekommt, wenn man das Haus verlässt, überrascht mich immer wieder, weil ich eben nicht das Gefühl habe, eine riesen Hilfe zu sein. Die Einzigen, die von uns 100%ig profitieren könnten, sind die study-Kinder – wenn sie denn wollen. Mit manchen habe ich andauernd Diskussionen, weil sie keine Lust haben, dies oder das zu machen. Normalerweise haben sie study mit den Hausmüttern und finden es glaube ich, ganz gut mal auszuprobieren, worum man mit den Volunteers alles so diskutieren kann, was bei den Hausmüttern unmöglich ist. Und einem Jungen, der nur Zulu spricht, Englisch beizubringen, muss ich sagen, bringt mich auch ziemlich an meine Grenzen, weil weder er noch ich große Erfolgserlebnisse haben. Aber es geht auch anders – einer meiner Kleinen ist ziemlich clever und obwohl er noch nicht alle Buchstaben in der Schule hatte, haben wir diese Woche angefangen zu lesen. Und auch Plusrechnen klappt manchmal schon ganz gut – auch wenn er die 7 und 2 andauernd spiegelverkehrt schreibt.
Vorgestern waren wir auf einem Konzert, dass die Vorschule der Toddlers veranstaltet hat. Pieter hat uns mit einem Auto, vollgestopft mit 9 aufgeregten Flummis, in die Highschool gefahren, wo das Konzert stattfand.
Eine Zahnputzende Blume |
Eine glückliche Biene |
Als
wir dort ankamen, war die Aufregung groß und wir mussten irgendwie
zusehen, wo unsere Schützlinge richtig sein könnten. Uns liefen
eine Menge Schmetterlinge, Blumen, Käfer etc. entgegen und wir
versuchten, anhand der Kostüme die Kleinen zuzuordnen. Die Show war
echt schön und man hat an den Kostümen und der Kulisse gesehen,
dass sich die Vorschule wirklich Mühe gegeben hatte. Franzi, Aileen
und ich haben uns immer total gefreut, wenn einer unserer Neun auf
der Bühne stand, haben unsere Kameras gezückt und sie stolz
angefeuert. Auch die Kleinen haben sich riesig gefreut, wenn sie uns
entdeckt haben und waren stolz wie Oskar, dass auch sie jemanden
hatten, der ihnen auf der Bühne zuschaute. Ich frage mich in solchen
Momenten, ob Kinder im Alter zwischen 3 und 6 Jahren verstehen, dass
alle anderen Kinder ihre Mamas und Papas im Publikum haben und sie
halt nicht. Die Hausmütter hatten leider keine Zeit mitzukommen und
so haben wir versucht, unser Bestes zu geben – und es glaube ich
geschafft, die Kleinen glücklich zu machen. Wir hatten auf jeden
Fall eine menge Spaß und haben uns bei ein paar aufkeimenden Mama-Gefühlen ertappt :)
Einer DER
Ereignisse hier scheint „der Basar“ zu sein. Seit dem ich hier
bin, habe ich davon schon aus Jedermanns Munde gehört. Jedes Jahr am
letzten Freitag vom August dürfen alle Kinder aus dem Heim (außer
die, die sich schlecht benommen haben) zum Basar, um sich dort
Süßigkeiten zu kaufen. Veranstaltet wird das Ganze von einer
afrikaanischen Gemeinde, in der jeder fleißig hilft und Kuchen,
Kekse, Fudge, Pfannkuchen backt, Popcorn einfärbt, Schokolade
verpackt und so weiter. Alle Kinder haben vom Heim jeweils 35 Rand
(3,50 €) in Form von Marken bekommen, für die sie sich kaufen
konnten, was sie wollten. Uns wurde die Aufgabe übertragen mit den
Kleinen dort hinzugehen und ihnen zu helfen. Angeführt vom
Schlachtruf „We are the toddlers“ begann also für die
„Toddlersgang“ das Abenteuer Basar.
Und für uns begann der pure
Stress. Aus irgendwelchen Gründen hatte man uns um 4 Uhr
losgeschickt, der Verkauf begann aber leider erst um kurz vor 5. Also
mussten wir acht kleinen Schallplatten auf repeat-Modus („We want
to buy sweets“) irgendwie versuchen klar zu machen, dass sie damit
leider noch warten müssen. Und besonders einer war der festen
Überzeugung, dass es 30 Sekunden nach jeder Erklärung doch jetzt
mal 5 Uhr sein könnte. Einer muss auf Toilette, ich gehe und komme
wieder – 4 anderen ist eingefallen, dass sie ja auch auf Toilette
wollen. Wir fragen, wer was trinken will, die Hälfte will, holt sich
was, kommt wieder – der anderen Hälfte fällt auf, dass sie ja
eigentlich auch was haben wollen.
Spaß auf der Rutsche |
Am Ende haben Franzi und ich
einfach alles Geld zusammen geschmissen, haben eine Kiste genommen
und haben zu den Verkäufern gesagt: 9 davon, 9 davon und 9 hiervon.
Danach ging´s schnell nach Hause – und die Diskussion ging los, wo
den jetzt die ganzen Süßigkeiten, bzw. das Geld hin ist. Nach
etlichen Erklärungen, dass sie jeder morgen eine gaaanz große Tüte,
mit ganz viel Süßigkeiten nur für sich bekommen, konnten wir die
kleinen Krümelmonster dann endlich abgeben und uns mit Schokoladen
Eis trösten.
Lasst von euch hören!
Eure Nora
Eure Nora
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